HAU 2: 23. / 24. April, 20 Uhr
Dimenti
»Tombé«
Europäische Erstaufführung
Publikumsgespräch: 24. April, im Anschluss an die Vorstellung
In Tombé hinterfragt das Ensemble Dimenti (Bahia) Paradigmen und Modeerscheinungen, auf die in der choreographischen Arbeit sowie in wissenschaftlichen und pädagogischen Diskursen über Tanz häufig zurückgegriffen wird. Die Arbeit setzt sich auch mit der (Aus-)Bildung des tanzenden Körpers auseinander und stellt die Auffassung eines enzyklopädischen Körpers bzw. eines Körpers als Speicher verschiedener Techniken zur Debatte. Tombé verwendet hierzu die üblichen Mythen und Stereotypen des Tanzes in verschiedenen Ansätzen und Stilen.
Das Stück kommt als Vortrag mit Anschauungsobjekten daher: Durch den Einsatz von Metasprache und Ironie entstehen Spannungen und Verschiebungen zwischen den vorgestellten Objekten und den begleitenden Kommentaren sowie zwischen den KünstlerInnen auf der Bühne und ihren wechselnden Identifikationsobjekten und -figuren.
Machtverhältnisse äußern sich hierbei vermittels Bewegung, Sprache und historisch gefestigter Hierarchien im gegenseitigen Umgang von LehrerIn und SchülerIn, ChoreographIn und TänzerIn, TänzerIn und TänzerIn, die sich in den Aspekten Gender, Rasse, in ästhetischen Sprachen, in beruflichen Funktionen sowie beruflichen Graden konsolidieren.
Dimenti
Dimenti, 1998 gegründet, produziert mit der ebenso benannten Tanzcompagnie eigene Stücke sowie die anderer Gruppen. Darüber hinaus arbeitet Dimenti auch im pädagogischen Bereich. Die Gruppe organisiert und realisiert Tourneen, Workshops, Diskussionen, Austauschprogramme, erstellt Veröffentlichungen, Dokumentarfilme und experimentelle Videofilme in Form von Tanz- und Theaterprojekte sowie audio-visuelle Konzepte.
Dimenti arbeitet an der Entwicklung einer poetischen Technologie und sorgt für ein stehendes Repertoire, das sich mit verschiedenen künstlerischen Sprachen und Berufe in unterschiedlichen Formaten artikuliert (u.a., Tanz, Theater, Musik, Literaturwissenschaft, Kommunikation, Psychologie).
Bei einem großen Teil der Arbeiten von Dimenti geht es um die Interaktion unterschiedlicher Medien, bei dem die Mechanismen des Komischen als Untersuchungsprinzipien im Tanz wirken, z.B. die choreografische Übersetzung literarischer Werke und die Reflektion der Körperlichkeit des Zeichentrickfilms.
Maßgebliche Aspekte der Recherchearbeit der Compagnie sind: ein dramaturgischer Aufbau ähnlich einem Mosaik, eine diskontinuierliche Erzählweise, stetige abrupte Veränderungen der körperlichen Zustände, die Gleichzeitigkeit zusammenhangsloser Aktionen im Körper, eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen durch den Gebrauch von Gegensätzlichkeiten und kritische Komik.
Die Dramaturgie basiert auf metaphorische Assoziationen und intertextuelle Verbindungen und stellt damit ungewöhnliche Zusammenhänge und atypische Kontexte her, die größere Freiheit in der Lesart anregen sowie eine Re-interpretation des benutzten Quellmaterials.
Jorge Alencar
Jorge Alencar: Tanz- und Theaterschaffender. Seit 1998 künstlerischer Leiter und Gründer
des Ensembles Dimenti (Salvador-Bahia). Studierte Kommunikationswissenschaft
an der Kath. Universität Salvador sowie Tanz und Darstellende Künste
an der Bundesuniversität Bahia. Seine szenischen und audiovisuellen
Arbeiten behandeln mit kritischem und humoristischem Blick die Debatten um
Gender, Performativität, ästhetische Formate und kulturelle Stereotypen.
Mit seinen bisher über zehn Stücken nahm er als Regisseur und Interpret
an wichtigen Veranstaltungen nationaler und internationaler Tragweite teil
(Weltkulturforum, São Paulo; Ateliê de Coreógrafos Brasileiros,
1., 4., 5. Auflage; Itaú Cultural Rumos Dança 2006/2007, Festival
Internacional de Artes Cênicas, Bahia, Panorama de Dança, Rio
de Janeiro, Bienal de Dança, Ceará).
Mit dem Ensemble Dimenti erhielt er den Publikumspreis für das beste Stück des Festival de Teatro de São José do Rio Preto (São Paulo, 2000), den Preis für das beste Stück und die beste Regie des Fenateg (Paraíba 2003), den Preis für das beste experimentelle Video des Festival de Gramado cine-vídeo 2007 für das Tanzvideo Sensações Contrárias. Darüber hinaus nominierte ihn die Rolex Mentor and Protegée Arts Iniciative (Schweiz) für ihr Programm.