HAU 3: 23. April, 17.30 – 19.30 Uhr

Tanz, Unterricht und kulturelles Engagement:
Zwei Erfahrungsberichte aus Santa Catarina und Bahia

Moderation: Susanne Foellmer

Sandra Meyer und Antrifo Sanches setzen sich mit Unterrichtsprozessen an Hochschulen auseinander und erörtern unter dem Gesichtspunkt der Ausbildung als Multiplikatorentätigkeit, wie diese sich im kulturellen Kontext der Städte Florianópolis und Salvador niederschlagen.

t3Im Reagenzglas: Tanzexperimente in künstlerischer Praxis, Lehre und Forschung.

Sandra Meyer (Florianópolis) – Die Dozentin am Zentrum für Kunst der Staatl. Universität Santa Catarina (UDESC) promovierte 2006 im Fach Kommunikation und Semiotik (PUC/São Paulo). Sie ist Koordinatorin und Kuratorin des Projektes Tubo de Ensaio – Corpo: Cena e Debate (dt. Reagenzglas – Körper: Bühne und Diskussion). Autorin von A Dança Cênica em Florianópolis (dt. Bühnentanz in Florianópolis) (1994) und Co-Autorin von “Tubo de Ensaio, experiências em arte e dança contemporânea”(dt. Reagenzglas, Experimente in Kunst und zeitgenössischem Tanz) (2006) sowie von “Coleção Dança Cênica – Pesquisas em Dança” (dt. Reihe Bühnentanz – Tanzforschung) (2008). 

Ohne Gedächtnis und ohne seine Aufzeichnung lässt sich keine bewusste Kontinuität der Fakten herstellen. Ohne die Experimente der Gegenwart können keine neuen Fakten geschaffen werden. Die Stadt Florianópolis beginnt ihre Geschichte des Bühnentanzes in den 1950er Jahren, zunächst nahezu ausschließlich im Bereich Ballett. In den 80er Jahren beeinflussen Modern und Jazz Dance die Tanzszene. Seit den 90er Jahren mehren sich Tanzexperimente mit zeitgenössischem und wissenschaftlichem Bezug. Für die schöpferische Arbeit, für Ausbildung und Forschung werden neue Perspektiven erschlossen, die durch universitäre Strukturen und Verfahren Unterstützung finden. Im Jahr 2001 entsteht in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Universität Santa Catarina das Projekt Tubo de Ensaio – Corpo: Cena e Debate (dt. Reagenzglas – Körper: Bühne und Diskussion). Das Projekt ermöglicht Treffen und Experimente, die sich zukunftsweisend zwischen Vergangenheit und Gegenwart bewegen. Wissenschaftler und Künstler der Stadt bringen hier gleichermaßen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein.

t1Unterricht- und Lernprozesse im Tanz: Welche Körper bilden wir (aus)?

Antrifo Sanches (Salvador) – Professor an der Schule für Tanz der Bundesuniversität Bahia (UFBA), Tänzer, Choreograph und Produzent. Studierte Tanzpädagogik an der Folkwang Hochschule sowie Darstellende Künste an der UFBA. Promoviert dort zurzeit im Rahmen des Postgraduiertenprogramms im Fach Erziehungswissenschaften.

Die Jahrhunderte alten und traditionsreichen Praktiken der Tanzausbildung stehen nicht immer im Austausch mit den Paradigmen der heutigen Pädagogik. Umso wichtiger ist es, dass der Tanzbereich sich mit seinen Unterrichtsmethoden auseinandersetzt. Sonst läuft die Ausbildung Gefahr, sich völlig von ihrem künstlerischen Umfeld abzuspalten. Als Dozent an der Schule für Tanz der Bundesuniversität Bahia untersucht der Referent die (Aus-)Bildung tanzender Körper und forscht nach pädagogischen Praktiken für Profi-TänzerInnen. Die Ausbildung soll nicht die bloße Wiederholung eines Kanons zum Ziel haben. Wie kann man TänzerInnen in der Ausbildung das Rüstzeug dafür vermitteln, die Welt, in der sie wirken, aktiv zu gestalten? Welche pädagogischen Verfahren stehen im Austausch mit den Ideen der heutigen Welt?