HAU 3: 18. / 19. April, 21 Uhr
Núcleo de Criação do Dirceu
»Corpo Manual«, »2 Heterogêneo«, »Sobre Ossos e Robôs«
Das Centro de Criação do Dirceu ist ein Ort der Begegnung
für KünstlerInnen, BürgerInnen und ZuschauerInnen, die
dort neue, vielfältige Sichtweisen auf die Stadt Teresina, die
Welt und die zeitgenössische Kunst entwickeln können.
Seit 2006 ist das von der Stadtverwaltung von Teresina und der Fundação
Monsenhor Chaves geförderte Zentrum in den Räumen des Teatro
Municipal João Paulo II der Stadt Teresina im Bundesstaat Piauí tätig.
Künstlerischer Leiter des Zentrums ist der Choreograph Marcelo
Evelin. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Themenfelder Körper
und Peripherie. Die besondere Herausforderung des Projektes besteht
in der angestrebten Nachhaltigkeit seiner Arbeit und in der Gratwanderung,
als öffentliche Institution Aktivitäten zu wagen, die den
postkolonialen Kontext dieser Region im Schwellenland Brasilien – mit
ihren unumgänglichen Themen der Dürre und der Armut – sprengen.
Teil des Zentrums ist das Projekt Núcleo de Criação
do Dirceu, ein vielseitiges Ensemble aus 18 KünstlerInnen, die
sich in einem unabhängigen Schaffensprozess neuen Entwicklungen,
Experimenten und Arbeiten widmen. Damit schafft der Núcleo de
Criação do Dirceu kontinuierlich Impulse für die
Aktivitäten des Zentrums. Im Vordergrund steht die Zusammenarbeit
zwischen unterschiedlichen Sprachen und Disziplinen sowie zwischen
KünstlerInnen und Institutionen der Region, des Landes und weltweit.
»Corpo Manual« (Gebrauchsanleitung Körper)
Gebrauchsanleitung Körper erforscht mit besonderer Aufmerksamkeit
die Informationen des Körpers und begibt sich auf die Suche nach
dem Mechanismus, der ihre Lesbarkeit ermöglicht und ihrer Konstruktion
zugrunde liegt. Eine Rückkehr in die Kindheit dieser Gebrauchsanleitung
Körper, Raumgefühl, ein Hin- und Hergleiten zwischen Unschuld
und Sinnlichkeit. Eine Bank, Gegenstände und Alltag, in neuen
Dimensionen angeordnet, sinnbildlich und bereichernd.
Diesem Körper liegt keine Gebrauchsanleitung bei – doch
er kann bei der Unternehmung einer Selbstkonstruktion so etwas wie
eine Gebrauchsanweisung entdecken und größere Selbstbeherrschung
erlangen.
Konzept und Choreografie: Jamila Rocha / Lichtkonzept: Jacob Alves und Ivascons / Licht: Hein Drost / Bühnenbild und Kostüm: Jamila Rocha / Produktion: Regina Veloso und Klayton Amorim / Realisiert innerhalb des Núcleo de Criação do Dirceu / Vivatosco!
»2 Heterogêneo« (2 Heterogen)
Ähnliche Lebensstrukturen, unterschiedliche Persönlichkeiten.
Zwei Persönlichkeiten lassen sich aufeinander und auf die Bewegungsformen ihres jeweiligen Hintergrundes – Kunst, Kultur und Sport – ein.
Ihr persönlicher Hintergrund verweist auf den allgemeineren Kontext insbesondere von Randgesellschaften, die einen konstruktiven Umgang mit einer von Gewalt, Heuchelei und Vernachlässigung bestimmten Realität gefunden haben. Sie nutzen Kunst als einfache, ehrliche, würdige, großartige Lebensform.
Erforscht wird eine Bewegung, die aus dem Wunsch des Ankommens, des Daseins entsteht. Sie kann roh sein oder fein, minuziös. Aus ihr wächst eine Spannung, die den Steuernden und den Gesteuerten miteinander verbindet. Visuell schöpft die Arbeit aus den fantastischen Welten von Videogames und Trickfilmen sowie aus den Erfahrungen der Interpreten.
Die Musik ist in dieser Arbeit nicht nur Begleiterin, sondern interagiert unmittelbar mit der Geschichte der anwesenden Körper.
Konzept, Choreografie: Alexandre Santos und César Costa / Lichtkonzept: Cipó Alvarenga, Brunno Elsenn und Jacob Alves / Licht: Hein Drost / Bühnenbild und Kostüm: Alexandre Santos und César Costa / Produktion: Regina Veloso und Klayton Amorim / Realisiert innerhalb des Núcleo de Criação do Dirceu
»Sobre Ossos e Robôs« (Über Knochen und Roboter)
Ein Tanz aus Verrenkungskunst und Puppen:
Die Puppe ist ein Mensch aus Knochen, Fleisch und Blut.
Ich bestehe aus Puppenfragmenten.
Die Verrenkungskunst enthält den Wunsch nach Verwandlung.
Der Roboter steckt in der Puppe, die in mir steckt.
Ich bin eine vorüberziehende Wolke, die Puppe nicht.
Grundlage der Arbeit ist das anatomische Studium der menschlichen Gelenke sowie der Bewegungen, die sie jeweils erlauben. Die ‚Verrenkungskunst’ dient als Material zum Tanzen und als Ausdruck des Wunsches, zwei grundlegende Eigenschaften des Puppenkörpers anzunehmen: seine Mechanik und seine Künstlichkeit.
Konzept, Interpretation: Elielson Pacheco / Körperarbeit: Cipó Alvarenga / Musikalische Leitung: Sérgio Matos / Zeichnungen: Adler Murad / Lichtkonzept: Jacob Alves / Licht: Hein Drost / Produktion: Regina Veloso und Klayton Amorim / Realisiert innerhalb des Núcleo de Criação do Dirceu
Corpo Manual
Jamila Rocha, *1990, ist Tänzerin und arbeitete bisher vor allem mit Improvisation, Ballett und zeitgenössischem Tanz. Sie ist seit Gründung des Núcleo de Criação do Dirceu als Darstellerin/Autorin der Gruppe tätig und tanzte dort, neben anderen Engagements, bereits in diversen Stücken. Ihr erstes selbst choreografiertes Solo, Corpo Manual / Gebrauchsanleitung Körper, stieß in Brasilien auf großes Interesse und war bereits in den Bundesstaaten Maranhão, Minas Gerais, Rio de Janeiro und Roraima zu sehen.
Sobre Ossos e Robôs
Elielson Pacheco, *1984, ist Schauspieler und Tänzer. Darüber hinaus studiert er Literaturwissenschaften. Im Núcleo de Criação do Dirceu unterrichtet er Tanz und ist als Darsteller/Autor tätig. Sobre Ossos e Robôs / Über Knochen und Roboter war seine erste Soloarbeit, die 2006 entstand und 2007 im Rahmen einer gemeinsamen Arbeitsphase mit der Gruppe Couve-Flor in Curitiba sowie 2008 auf dem Treffen Coletivo Corpo Autônomo in São Paulo gezeigt wurde. Eine Auswahl seiner jüngsten Arbeiten: Mediatriz (NCD / Klauss-Vianna-Preis für Tanz 2007) und Sensorama/Beautifulrama (NCD/2008).
2 Heterogêneo
César Costa,* 1990, ist BBoy und Capoeira-Profi. Seit 2006 ist er im Núcleo de Criação do Dirceu als Darsteller/Autor tätig und unterrichtet seit 2008 Break Dance im Centro de Criação do Dirceu (CCD). Darüber hinaus ist er Mitglied des Stammensembles des CCD, Interação Ralé/Cia Bomber Crew. 2007 zeigte er erstmals sein Solo Procura-se (dt. Gesucht), u.a. im Programm Sentido > Centro des Festivals Panorama da Dança in Rio de Janeiro. 2008 nahm er mit dem Stück 2 Heterogêneo am ENARTICI-Festival in Ipatinga (Minas Gerais) und an der Kunstschau des SESC Guajajaras in São Luis (Maranhão) teil.
Allexandre Santos, * 1989, ist Bboy, Capoeira-Profi mit besonderer Spezialisierung auf Selbstverteidigung. Seit 2006 ist er Mitglied des Núcleo de Criação do Dirceu. Gemeinsam mit César Costa gehört er zum Ensemble Interação Ralé/Cia Bomber Crew und unterrichtet Break Dance im Centro de Criação do Dirceu (CCD). Gemeinsam entwickelten sie auch 2008 das Stück 2 Heterogêneo im Rahmen der 5. Mostra do Dirceu, mit dem sie im selben Jahr an der Kunstschau des SESC Guajajaras in São Luis (Maranhão) sowie am ENARTICI-Festival in Ipatinga (Minas Gerais) auftraten.