HAU 3: 24. April, 15.00 – 17.00 Uhr
Vermächtnisse des Tanzes:
Das Eine und das Viele in Belo Horizonte
und Recife
Moderation: Wagner Carvalho
Anhand der individuellen Erfahrung des Tanzpädagogen Klauss Vianna in der Stadt Belo Horizonte werden die Konzepte der Dekonstruktion und der Rekonstruktion des Körpers diskutiert. Die Erfahrung der Vielfalt im Archiv RecorDança in Recife wiederum fordert zu kritischen Interpretationen der Tanzgeschichte auf. Doch anhand beider Erfahrungen wird die Entstehung der Tanzgeschichte eines Ortes ersichtlich.
Klauss Viannas Dekonstruktion und Rekonstruktion des tanzenden Subjekts.
Arnaldo Alvarenga (Belo Horizonte) ist Professor für Darstellende Künste an der Kunsthochschule der Bundesuniversität Minas Gerais, wo er den Studiengang Bewegungspädagogik für Tanz koordiniert. Er studierte Erziehungswissenschaften an der FAE und ist Vize-Koordinator der Arbeitsgruppe Tanzforschung in Brasilien: Untersuchungen und Prozesse des Staatlichen Forschungsverbandes - ABRACE. Wissenschaftler der Forschungsgruppe Erziehungsgeschichte (GEPHE) und des Programms für Oral History (PHO) an der Bundesuniversität Minas Gerais. Auszeichnungen als Tänzer, Choreograph und Bühnenautor; u.a. 2006 Klauss-Vianna-Preis des Kulturministeriums.
Der Vortrag beleuchtet den Tanz und insbesondere die pädagogische
Arbeit des Choreographen und Tanzpädagogen Klauss Vianna. Die
wichtigsten Aspekte seiner Pädagogik sind in diesem Zusammenhang
die Destrukturierung und Rekonstruktion des tanzenden Körpers.
Entgegen dem Konzept einer formalen Kodifizierung, nach der sich
der Körper der InterpretInnen bildet, regte Vianna seine SchülerInnen
dazu an, ihre eigenen Bewegungen zu finden und ihre Persönlichkeit
in den Tanz einfließen zu lassen. Damit werden die InterpretInnen,
ganz gleich ob Profis oder Laien, zu SchöpferInnen, streben
Selbsterkenntnis und Reflexion an und begeben sich in einen Prozess,
in dem Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Bewusstsein in einer ganz
persönlichen Form des Tanzes zusammenwirken.
Dokumentarfilm: Klauss Vianna – Movimento Expressivo.
Regie: Sergio Roizenblit, Inês Bogéa
Ein Faltplan für Tanz in Recife.
Roberta Ramos (Recife) – Promovierte Literaturwissenschaftlerin
der Bundesuniversität Pernambuco UFPE, Koordinatorin des Archivs
RecorDança, Mitarbeiterin des Verbandes Movimento Dança
Recife und Redaktionsmitglied von Idança. Autorin der Dissertation „Deslocamentos
Armoriais: da afirmação épica do popular na “Nação
Castanha” de Ariano Suassuna ao corpo-história do Grupo
Grial“ (dt. Emblematische Verschiebungen: Von der epischen
Einbindung des Populären in “Nação Castanha” von
Ariano Suassuna zur Körper-Geschichte des Ensembles Grupo Grial”).
Das Archiv RecorDança wurde im Jahr 2003 gegründet. Für
die anstehenden Forschungen benötigte man ein Archiv mit systematisch
geordneten und leicht zugänglichen Informationen zu den Produktionen
der studienrelevanten Jahrzehnte (1970 bis 2000). Hierfür bot
sich zum damaligen Zeitpunkt die Einrichtung einer vereinfachten
Datenbank an. Später wurde das Informationssytem
erweitert und ausgearbeitet.
Ziel war dabei stets, neue, spezifische Sichtweisen auf die Tanzgeschichte
der Stadt Recife zu ermöglichen und vertiefende Informationen
zu den Forschungsobjekten bereitzustellen. Heute werden weiterhin
Daten kartographisch erfasst und in das Informationssystem des Archivs
eingespeist. Über die einfache Datenerhebung hinaus soll sich
die Forschung jedoch vor allem kritischen Interpretationen der Tanzgeschichte
Recifes widmen. Die Daten des Online-Archivs bilden eine offene Kartographie,
wie Deleuze und Guattari sie anregten: verschiebbar, umkehrbar und
stets veränderbar.