HAU 3: 17. April, 17.00 – 19.00 Uhr

Tanz heute - auf den Spuren der Tradition

Moderation: Dr. Cláudio Cajaiba

Anhand von Forschungen zum Gedächtnis des Tanzes in Pernambuco, insbesondere in der Stadt Recife, wird der Einfluss der Traditionen auf die zeitgenössische künstlerische Arbeit erörtert. Das 2003 gegründete Archiv RecorDança sowie der Nachvollzug des nun 32-jährigen Werdegangs des Ensembles Balé Popular do Recife bieten den Hintergrund für die Debatte.

t3Balé Popular do Recife – Erbe und Abstammung.

Christianne Galdino (Recife) – Journalistin und Tanzwissenschaftlerin, Produzentin des Ensembles Grupo Experimental, Redakteurin und Tanzkritikerin der Zeitschrift Continente Multicultural (Ed. CEPE). Spezialistin für die Beziehung von traditionellem und zeitgenössischem Tanz sowie für populäre Tänze. Autorin von „Balé Popular do Recife: a escrita de uma dança“ (dt. Balé Popular do Recife: Die Handschrift eines Tanzes), Ed. Bagaço, 2008. Ratsmitglied des Verbandes Movimento Dança Recife.

Das Balé Popular do Recife, das nun seit 32 Jahren tätig ist, entwickelte und verbreitete die Brasílica-Technik. Anhand eines Überblicks zur Geschichte des Ensembles und der Brasílica-Technik soll der Dialog zwischen traditionellem und zeitgenössischem Tanz erörtert werden. Dabei werden auch die vielseitigen, daraus hervorgehenden Formen beleuchtet. Für manche dieser Tanzformen ist die Choreografiearbeit und Tanzausbildung Pernambucos mittlerweile wohlbekannt. Um dieses Phänomen besser zu verstehen, begann man, das Gedächtnis des Bühnentanzes vor Ort aufzuarbeiten. So konnte die Gründung des Balé Popular do Recife im Jahr 1977 nachvollzogen werden. Die Analyse der wichtigsten Nachkommen zeigt auf, wie die Arbeit dieses Ensembles fortwirkt und Früchte trägt. Hierbei wurde auch die historische Bedeutung des Balé Popular do Recife und seiner Arbeit deutlich. Als Impulsgeber für Künstler der Populärkultur trägt sie zur Lebendigkeit der lokalen Kultur in der Gesellschaft bei und bietet der Gründung vieler neuer Gruppen und Tanz-Ensembles eine wichtige Grundlage.

t1Populäre Tänze in neuen Zusammenhängen:
Verschiedene Formen der Einbindung von Populärkultur im epischen Werk.

Roberta Ramos (Recife) – Promovierte Literaturwissenschaftlerin der Bundesuniversität Pernambuco (UFPE), Koordinatorin des Archivs RecorDança, Mitarbeiterin des Verbandes Movimento Dança Recife und Redaktionsmitglied von Idança. Autorin der Dissertation „Deslocamentos Armoriais: da afirmação épica do popular na “Nação Castanha” de Ariano Suassuna ao corpo-história do Grupo Grial“ (dt. Emblematische Verschiebungen: Von der epischen Einbindung des Populären in “Nação Castanha” von Ariano Suassuna zur Körper-Geschichte des Ensembles Grupo Grial”)

Die Einbindung populärer Identitäten im epischen Werk ist nach Canclini gebunden an die Verwendung populärer Elemente, die zur Erfindung der Tradition in Nationalitätsdiskursen als Bürgschaft herangezogen werden. Diese Verwendung der Populärkultur kann produktiv aufgefasst werden, etwa, wenn sie konstitutive Bestandteile der epischen Gattung bereitstellt, wie es die Denker Michail Bachtin und Édouard Glissant nahelegten. Die Verwendung populärer Tänze in (gesellschaftlichen und szenischen) Zusammenhängen, für die sie ursprünglich nicht gedacht waren, lässt sich ebenfalls unter dem Aspekt der Einbindung von Populärkultur im epischen Werk diskutieren. Die Referentin stellt hierfür diskursive und formale Beispiele aus dem brasilianischen Kontext vor. Die Beispiele weisen jeweils einen hohen oder weniger hohen Grad an Einbindung ins Epische auf. Gezeigt werden soll, dass die weniger epischen Elemente im Tanz eine stärkere Perfomativität einbringen.