Vorträge + Gespräch, HAU 3: 21. April, 17:30 – 19:30 Uhr
Tanz und Bürgersinn: Erfahrungen aus den Städten Araraquara und Macaé
Moderation: Livia Patrizi
Welche Initiativen gibt es in Brasilien, um die schreienden sozialen Unterschiede zu mindern? Welche Rolle spielen Künstler aus dem Tanzbereich angesichts dieser Herausforderung? Einige erfolgsgekrönte Beispiele werden in dieser Diskussion vorgestellt, um die Stärke der Kunst für die Ausbildung des Bürgersinns zu zeigen.
Öffentlich-private politische Ansätze für den Tanz in Araraquara:
Gilsamara Moura (Araraquara) Tänzerin, Choreografin,
Doktorandin der Kommunikationswissenschaften und Semiotik/Künste
an der PUC-SP, Vize-Präsidentin der FUNDART, Geschäftsführerin
der Städtischen Schule für Tanz Iracema Nogueira,
Mitglied der Red Sudamericana de Danza, Leiterin von Grupo
Gestus und der Compagnie Shuffle Trips, Initiatorin und Kuratorin
des Tanzfestivals von Araraquara, Koordinatorin des Studienganges
Pädagogik der Körperkünste an der UNIARA.
Die Grupo Gestus wurde vor 16 Jahren von Tänzern gegründet, die mit
der klassischen Tanzausbildung an den Akademien unzufrieden waren. Bereits 2001
entsteht das Tanzfestival von Araraquara als ein öffentliches Projekt. Eine
weitere Fallstudie, die im Rahmen dieses Vortrags vorgestellt werden soll, ist
die städtische Tanzschule Iracema Nogueira, die Moura als Studienobjekt
ihrer Dissertation an der PUC-SP nutzte. Die städtische Tanzschule wurde
Ende des Jahres 2002 in Araraquara eingerichtet. In welcher Beziehung stehen
diese Projekte zueinander? Welche Netzwerke entstehen daraus? Kooperationsnetze,
emotionale Netze, Widerstandsnetze... Bürgerschaften... Autoren wie Zigmunt
Bauman, Hommi Bhabha, Hardt und Negri führen die hier vorgeschlagene Diskussion über
die Untrennbarkeit von Kunst und Wissenschaft fort.
Ich möchte eine Ideologie zum Leben:
Paulo Azevedo (Macaé) – Magister in Sozialpolitik,
Abschluss in Sportwissenschaft, Leiter der Compagnie Membros
Cia de dança und des Integrierten Zentrums für
Studien der Hip Hop-Bewegung (CIEM-h2). Er widmet seine Forschungen
u.a. der Methodologie der Arbeit mit Tänzern mit und ohne
Behinderung und der Kulturpolitik für brasilianische Jugendliche.
Ziel dieses Beitrags soll sein, die Gründungsphase der Gruppe Membros nachzuvollziehen
und insbesondere die Erfahrungen zu beleuchten, die sie gemeinsam mit ihrer Choreografin
Taís Vieira an den öffentlichen Schulen des Munizips Macaé gemacht
haben. Im Laufe des Beitrags wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen einer
Bildungsperspektive (als vornehmlichem Kriterium), dem lokalen kulturellen Kontext
und dem ideologischen Projekt der Begründer der Compagnie.
Membros: Tanz, Politik und Familie.
Taís Vieira (Macaé)- Tanzausbildung an der UNIVERCIDADE
RJ, Leiterin des Integrierten Zentrums für Studien der
Hip Hop-Bewegung (CIEM-h2), Choreografin der Compagnie Membros
Cia de dança. Als Mitglied von zulu nation Brasil beschäftigt
sie sich in ihren Forschungen vor allem der Literatur von Gefängnisinsassen.
Ziel dieses Vortrags ist es, den Prozess der Formulierung und der Umsetzung eines
politischen Anspruches der Arbeiten der Compagnie Membros nachzuvollziehen, und
insbesondere die Anerkennung dieses Anspruches in Europa zu thematisieren. Indem
die Gruppe die Ästhetik ihres Tanzes als eine Methode begreift, um Formen
des gesellschaftlichen Lebens zu diskutieren, schafft die Compagnie Membros einen
Ort des Zusammenlebens, der Forschung, des Wissens und des individuellen und
gemeinschaftlichen Wachstums für ihre Mitglieder.