Gica Alioto

Prof. Holly Cavrell (Universidade de Campinas)

Was kann man über Gica sagen? Sie war außergewöhnlich. Forderte sie das Schicksal heraus genau wie ihren eigenen Körper, indem sie sich über Grenzen hinwegsetzte und auch in der Bewegung in Regionen vorstieß, in denen lediglich ein schmaler Grat Genie und Tollkühnheit trennt? Ich könnte sagen, das Leben sei ungerecht oder, dass Gica um die Dringlichkeit, ihr Leben in vollen Zügen zu leben und zu tanzen, wusste. Wenn ich mich an sie erinnere, sehe ich ihr ironisches doch zugleich warmes Lächeln vor mir, ihre unglaubliche Fähigkeit, eine Bewegung nur einmal zu beobachten und sie direkt zu reproduzieren, ihren unerschöpflichen Antrieb und Arbeitsethos. Ich nahm Gica wahr als Kämpferin, nicht als Soldatin. Sie durchbrach die Grenzen, die andere Tänzer fügsam und allzu folgsam sein ließen. Selbst unter Schmerzen, die ihre Krankheit verursachte, wirkte sie nie krank, sondern sprach ununterbrochen von neuen Projekten. Gica weckte in mir den Glauben, dass es vielleicht nie darum geht, wie lange man diese Welt bewohnt, sondern wie man die Zeit nutzt, die man auf ihr verweilt. Für diejenigen, mit denen sie zusammenarbeitete oder die sie tanzen sahen, war sie bemerkenswert – sinnlich, aufrührerisch und jemand, der ein Risiko einging, ohne jemals den Glauben an die eigenen Möglichkeiten zu verlieren. Daher wissen wir alle, die sie liebten, bewunderten und nun schmerzlich vermissen, mit Gewissheit, dass sie, wo sie auch ist, über die Farbe ihrer Flügel diskutiert und den Himmelsraum durchfliegt.

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