Vorträge + Gespräch, HAU 3: 16. April, 19 – 22 Uhr
Kulturelle Wurzeln im brasilianischen Tanz: Identifikation oder Überschreitung?
Einleitung:
Überblick über die Aktivitäten des Ministeriums für Identität und kulturelle Diversität der Bundesregierung BrasiliensSérgio Mamberti (Rio de Janeiro/Brasília) – Staatssekretär für Identität und kulturelle Diversität am Ministerium für Kultur Brasiliens und einer der angesehensten Theater-, Film- und Fernsehschauspieler.
Moderation: Dr. Cláudio Cajaiba
Wie beeinflussen Capoeira oder rituelle indigene Tänze der
Asuriní den Tanz von heute? Wie lassen sich Grenzen zwischen
dem männlichen und weiblichen Geschlecht im Umfeld des zeitgenössischen
Tanzes ziehen?
Tanz der Brasiliens: Die Asuriní-Frauen aus dem Xingu:
Dr. Regina Müller (Campinas) - Anthropologin, Postgraduierung
am Fachbereich Performance Studies/New York University, Promotion
in Anthropologie an der USP, Dozentin an der UNICAMP. Autorin
des Buches “Os Asuriní do Xingu: história
e arte” (Geschichte und Kunst der Asuriní aus
dem Xingu).
Das als Grundlage des Vortrages präsentierte Video “As mulheres das
cócoras” (Frauen in der Hockstellung), von Graziela Rodrigues und
Regina P. Müller behandelt ein Universum von Körpern, das früher
und heute unterschiedliche Erfahrungen bei den Asuriní aus dem Xingu darstellt.
Die Asuriní sind ein indigenes Volk, das seit 1971 in Kontakt zur weißen
Bevölkerung steht. Diese Forschungsarbeit sieht (im gegenläufigen Sinn
zur Formalisierung von Vorbildern) vor, die Schöpfung im Tanz mit den Mitteln
des Körpers selbst umzusetzen, die der Darsteller in der Konfrontation mit
dem Anderen einsetzt. In diesem Fall hat das Zusammenleben der Asuriní vom
Xingu, einer indianischen Gesellschaft mitten im Umbruch, mit den Weißen,
widersprüchliche Erfahrungen von Identität und Verfremdung hervorgebracht:
Den Körper in einer Raum-Zeit des Ursprungs, der sich im Moment des Übergangs
, der durch das Bild dês Weißen geprägt ist, vollkommen mit
der Erde verbindet.
»Heute werde ich mich verändern«: Transformismus und choreo-ethnografische Darstellung in Salvador:
Dr. Fernando Passos (Salvador) – Promotion durch die
New York University und der UFBA in Performance Studies und
Szenischen Künsten. Magisterabschluß in Tanz an
der Tisch School of the Arts. Von 2000-2002 Gastprofessor an
der Florida International University. Professor am Fachbereich
für Choreografische Theorie und Gestaltung an der Escola
de Dança und im Postgraduiertenprogramm Szenische Künste
an der UFBA. Entwickelt Forschungsansätze in den Bereichen:
Performance-Studies, Queer-Theory und Postkoloniale Studien.
Die vorliegende Arbeit handelt von der Präsenz von Männern, die sich
als Frauen kleiden, im öffentlichen Raum von Salvador: Das Transvestitentum
ist eine Möglichkeit, Gender-Polaritäten zu dekonstruieren. In die
ethnographische Abhandlung fließen Überlegungen über Auto-Ethnographie
und Evolution ein, um die sogenannten marginalen szenischen Darstellungen aufzulösen
und im Rahmen einer Neubetrachtung von Perspektiven und Themen in den szenischen
Künsten in Brasilien anders zu deuten. Dieses Phänomen der Personifizierung
des Femininen kommt zum Beispiel im zeitgenössischen Tanzstück „A
mulher Gorila” (Die Gorillafrau) vor, das die Gruppe Dimenti aus Salvador
zeigt, und untermauert die transgressive sexuelle Neukonfiguration, die einige
traditionelle choreographische Formen Brasiliens in Frage stellt.
Capoeira in der szenischen Komposition:
Dr. Eusébio Lobo (Capoeira-Meister Pavão) (Campinas) – Tänzer,
Forscher, Dozent am Kunstinstitut der Unicamp. Von 1977 bis
1980 Dozent an der Southern Illinois University in Edwardsville,
Illinois, USA. Meister der Technik von Katherine Dunham. Führt
Studien zur Anwendungen der Capoeira in der Ausbildung von
Tänzern und Schauspielern durch.
Derzeit wird angenommen, dass sich Elemente der Capoeira, einer ursprünglichen
Darbietung der brasilianischen Kultur, mit grundlegenden Elementen des Tanzes
verbunden haben. Beide dienen denjenigen, die sich für das Phänomen
des Körpers im szenischen Aufbau interessieren. Das Studium der Capoeira-Syntax
in Funktion zum Erkennen und zur Sensibilisierung der Bewegung, ist zentraler
Aspekt dieses Beitrags. Der Raum dês Körpers, der Körper im Raum
und ihre Umgebungen sind thematischer Schwerpunkt dieser Studie.