HAU 3: 9. / 10. April, 18 Uhr
(Im Doppelprogramm mit Paula Carneiro Dias)
Charlene Sadd, Maceió
»Rótulo – As Impressões do Corpo»
(Etikett – die Eindrücke des Körpers)
Europäische Erstaufführung
Publikumsgespräch: 10. April,
im Anschluss an die Vorstellung
Laut Zygmunt Bauman ist der Raum unseres sozialen Zusammenlebens immer wieder als Markt gesehen worden und hat uns somit zu einer Gemeinschaft von Konsumenten werden lassen, in der wir vorbereitet sind, uns bekannt zu machen, aber nicht, uns über Beziehungen zu definieren. Je besser das äußere Erscheinungsbild, um so größer der Bekanntheitsgrad, womit wir die Rolle eines Produkts übernehmen.
Die Performance entsteht mit dem Ziel, den Körper als äußere Erscheinung zu hinterfragen. Wie ist es möglich, dass wir unser Äußeres beherrschen angesichts der missbräuchlichen und dekonstruierten Beziehung zu dem gängigen Schönheitsideal der Gegenwart? Der soziokulturelle Körper übt eindeutig eine große Macht auf das Individuum aus, doch wie die Akzeptanz unseres eigenen Erscheinungsbilds erreichen, wenn alles oder vieles um uns herum uns anschreit, damit wir uns verunstalten? Welches Bild haben wir von uns selbst – vor dem Spiegel, vor den anderen, vor unseren Wunschvorstellungen? Wie den Körper als Ware in einen „subjektilen“ Korpus (Renato Ferracini), einen Kunst-Körper, verwandeln? Der Körper ist nicht das Objekt gewordene Subjekt, er hat seinen Platz in Zeit und Raum. Er ist ein Körper mit Bewusstsein. Ausgehend von der Anorexie (einer Erfahrung der Performerin als Teenagerin) erforscht das Werk die ästhetischen Anforderungen an den Körper, vor allem an den Körper der Frau.
Als Forscherin des Nace - UFAL (Núcleo Transdisciplinar de Pesquisa em Artes Cênicas e Espetaculares der Universität Alagoas), übernahm sie als Stipendiatin einer wissenschaftlichen Initiative („Projeto Encenação e Processos Colaborativos“) Leitung und Vorbereitung der Performer. Zurzeit setzt sie ihre Untersuchung mit dem Solo „Rótulo – As Impressões do Corpo“ (performercharlenesadd.blogspot.com) fort, eine Arbeit, die auch Teil des Projekts „Registro Geral Recuperação Material do Ato de Existir“ war und vom Preis Klauss Vianna/Funarte 2009 ausgezeichnet wurde.